Kriegsgräberstätten im Altkreis Tecklenburg
Soldatenfriedhof Brumleytal in Riesenbeck-Birgte

Das Brumleytal gehört zur Riesenbecker Bauerschaft Birgte und liegt im Teutoburger Wald, unweit des Dortmund-Ems-Kanals. Der Zweite Weltkrieg forderte auch im Altkreis Tecklenburg zahlreiche Todesopfer. Davon zeugen bis heute Kriegsgräberstätten im Brumleytal, am Riesenbecker Berg Ibbenbüren und an den Dörenther Klippen in Ibbenbüren. Nachdem die Alliierten am 6. Juni 1944 in der Normandie (Frankeich) gelandet waren, drängten sie die deutschen Truppen nach Osten zurück. Am 12. September 1944 überschritten sie erstmals die Grenze des Deutschen Reiches bei Aachen. Anfang 1945 wird das Gebiet im Teutoburger Wald mehr und mehr in das Kriegsgeschehen einbezogen. Am 24. März 1945 setzten die Alliierten zwischen Emmerich und Dinslaken über den Rhein und rückten weiter nach Westen vor.

Mit dem ersten Bombenabwurf alliierter Flugzeuge auf Riesenbeck im Jahr 1940 bekam auch die Zivilbevölkerung mit voller Härte und Grausamkeit die Auswirkungen des Krieges zu spüren.
Bei schweren Bombenangriffen am 21. Februar 1945 verloren insgesamt 20 Riesenbecker ihr Leben.
Die Menschen konnten nicht ahnen, dass sich trotz des nahenden Kriegsendes am Teutoburger Wald noch erbitterte Kämpfe ereignen würden.

Die Kämpfe im Brumleytal

Am Karsamstag, den 31. März 1945, erreichten britische Einheiten Riesenbeck. In ihrem weiteren Vormarsch wurden sie durch die gesprengte Wernsmann-Brücke über den Dortmund-Ems-Kanal nur kurz aufgehalten. Britische Pioniere errichteten unverzüglich eine Brücke über den von Bombenangriffen ausgelaufenen Kanal. Südlich des Teutoburger Waldes gingen im Birgter Feld britische Artillerie und Panzerverbände in Stellung.

Unter dem Befehl des deutschen Oberstleutnant Fastenrath wurden die nur leicht bewaffneten, oft sehr jungen deutschen Soldaten, eingesetzt und in einen aussichtslosen Kampf geschickt.

Am Abend des Ostersonntags, am 1. April 1945, erreichten die kaum ausgebildeten jungen Soldaten nach einem Gewaltmarsch von Celle in der Lüneburger Heide den Birgter Berg. Bei den Kämpfen im Brumleytal fielen 118 britische und 43 deutsche Soldaten.

Nach den Kämpfen kümmerte sich Heinrich Hardebeck und weitere Helfer vom naheliegenden Brumleyhof, im Einvernehmen mit den britischen Offizieren, um die Bergung und Identifizierung der deutschen gefallenen Soldaten.

Als Begräbnisstätte stellte Heinrich Hardebeck seine Bergparzelle oberhalb des Hofes unentgeltlich zur Verfügung. Hier fanden die 43 deutschen Gefallenen, darunter drei Unbekannte, ihre letzte Ruhestätte.

Kaplan Heming segnete den Friedhof und die Gefallenen am 10. April 1945 ein.

Der Soldatenfriedhof 1945

Fotos: Archiv Karl Artmeyer

Die Familie Hardebeck übernahm die schwere Aufgabe, den Angehörigen der Gefallenen die Todesnachricht zu überbringen und den Nachlass auszuhändigen.

Auf dem Brumleyfriedhof errichtete man damals ein hölzernes Hochkreuz. Die einzelnen Gräber wurden mit Birkenkreuzen und den Namen der Toten gekennzeichnet. Ende der 1950er-Jahre wurden die Birkenkreuze durch Eichenkreuze und 1967 durch Natursteinkreuze ersetzt.

Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der St.-Hubertus Schützenverein Birgte und die Familie Hardebeck übernahmen später die endgültige Gestaltung der Anlage. Jahrzehntelang wurde der Soldatenfriedhof von den Familien Hardebeck und Fritz Weiß sowie der Birgter Bevölkerung ehrenamtlich gepflegt und in Ehren gehalten.

Für den Gefallenen Karl Kistler wurde kein Steinkreuz errichtet, weil er 1960 nach Salzburg umgebettet worden war. An ihn erinnert ein kleiner Gedenkstein auf dem Soldatenfriedhof.

Eine Mutter am Grab

Eine Mutter am Grab ihres gefallenen Sohnes am Volkstrauertag 1957 - Foto: Adalbert Herrmann

Gedenken am Volkstrauertag 1957

Gedenken an die gefallenen Soldaten am Volkstrauertag 1957 - Foto: Adalbert Herrmann

Die 118 britischen Gefallenen erhielten ihr vorläufiges Grab auf einem Acker des Bauern Niemann an der Weggabelung zur Brumleymühle. 1946/47 wurden sie dann durch die britische Kriegsgräberfürsorge zum neu errichteten britischen Reichswaldfriedhof bei Kleve zur letzten Ruhe umgebettet. Auch die im September 1998 bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Firmengelände „Oase Pumpen“ geborgenen sterblichen Überreste von sieben britischen Soldaten sind im Reichswald bestattet worden.

Seit 2006 erinnert ein Gedenkstein an den Fundort. 2023 wurde dieser Gedenkstein erneuert.

Foto: Archiv Arbeitskreis Ortsgeschichte

Soldatenfriedhof Riesenbecker Berg in Ibbenbüren (Kartennr. 1)

In den folgenden Tagen richteten sich die Kämpfe gegen Ibbenbüren. Sie endeten am 7. April 1945 mit vielen gefallenen Soldaten.

Bereits am 15. November 1945 wurde mit der Umbettung der in Sammel- und Einzelgräbern während der Kämpfe beigesetzten Soldaten begonnen. Das Gelände für diesen Soldatenfriedhof stellte die Familien Crespel und Deiters zur Verfügung. 132 Gefallene fanden auf der Kriegsgräberstätte am Riesenbecker Berg in Ibbenbüren ihre letzte Ruhe.

Am Totensonntag 1946 erfolgte die Einweihung.

Soldatenfriedhof Dörenther Klippen in Ibbenbüren (Kartennr. 2)

Die Kriegsgräberstätte Dörenther Klippen wurde ebenfalls 1945 angelegt. Hier ruhen 29 Soldaten. Der jüngste gefallene Soldat wurde 18 Jahre.

Das Waldstück wurde von der Familie Schulte Krude zur Verfügung gestellt.

Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher,

neben den hier bestatteten Soldaten sind im Stadtgebiet Hörstel viele weitere Menschen durch Krieg und Gewaltherrschaft ums Leben gekommen. Sie sind auf weiteren Friedhöfen bestattet.

Träger dieser Kriegsgräberstätte ist heute die Stadt Hörstel. Die Gräber stehen unter dem Schutz des Gesetzes zum Erhalt der Gräber der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft (GräbG). In gestalterischen Fragen wird der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. beratend hinzugezogen. Der Volksbund pflegt im Auftrag der Bundesregierung mehr als 2,9 Mio. Kriegsgräber auf über 800 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten Europas und Nordafrikas.

Neben deutschen und alliierten Soldaten kamen während der Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges im Altkreis Tecklenburg aufgrund von staatlicher Verfolgung oder menschenunwürdiger Behandlung zahlreiche weitere Menschen ums Leben, darunter Jüdinnen und Juden, Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene aus mehreren europäischen Staaten. Sie sind an anderen Orten bestattet oder haben kein Grab. Auch ihrer gilt es an diesem Ort zu gedenken.

Literatur: Riesenbeck. Aus Vergangenheit und Gegenwart eines münsterländischen Dorfes 1962
Zeitzeugen
Archiv Heimatverein Riesenbeck

Erstellt vom
Heimatverein Riesenbeck e.V., Arbeitskreis Ortsgeschichte
Unterstützt durch
Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V., 2023

QR-Code Heimatverein Riesenbeck

Ein neu markierter Rundwanderweg verbindet die Soldatenfriedhöfe Brumleytal, Riesenbecker Berg und Dörenther Klippen. Laufzeit ca. 2,5 Stunden. (Siehe auch QR-Code)