100 Jahre Wilhelmsruh

Weit zu wandern ist gar nicht nötig, um etwas zu finden, wo es schön ist. Das gilt auch insbesondere für den Teutoburger Wald.

In östlicher Richtung der „Schönen Aussicht“ – direkt am Hermannsweg und Teutoschleife – finden Wanderer und Spaziergänger die „Wilhelmsruh“. Ein herrliches Kleinod zum Rasten und Entspannen.

Fotos: Gregor Werthmöller

Der Heimatverein Riesenbeck wurde 1924 gegründet. Vorher gab es bereits einen „Verschönerungsverein“ um den Gastwirt Wilhelm Paul. Mit einer kleinen Gruppe Riesenbecker Bürger zeigte er über Jahre hohen Einsatz und erwarb sich durch die Verschönerung des Dorfes und den Bauerschaften besondere Verdienste. Ihr primäres Wirken beruhte darauf, schöne Plätze mit Ruhebänken für Spaziergänger und Wanderer zu errichten. Der 1. Weltkrieg unterbrach diese Ansätze und 1920, wenige Jahre nach Kriegsende, starb Wilhelm Paul. Ihm zu Ehren wurde zwischen 1922 und 1924 auf der Höhe des Teutoburger Waldes, oberhalb des Dorfes, die „Wilhelmsruh“ errichtet. Von hier aus konnte man einen Blick über ganz Riesenbeck und weite Teile des Münsterlandes werfen. Im Herbst 1924 fanden sich Riesenbecker Bürger aller Schichten zusammen, um in der Nachfolge des „Verschönerungsvereins“ einen Heimatverein zu gründen.

Wer war Wilhelm Paul

Wilhelm Paul wurde 1845 in Oelde/Stromberg geboren. Er heiratet am 19.04. 1877 in Stromberg Anna Maria Bendler.

Folgenden Eintrag fanden wir im Archiv Gemeinde Riesenbeck Akte A374 am 19.11.1876:

„Der in Folge der Feldzüge 1866 und 70/71 invalid gewordene früherer Quartiermeister im 11. Husarenregimente Wilhelm Paul aus Ölde gegenwärtig in Münster sich aufhaltend, beabsichtigt sich zu folge ärztlichen Rathes auf dem Lande nieder zu lassen und hat zu diesem Zwecke schon bereits das Haus Nr. 9 des Wirthes Lütkemeyer nebst Garten und Kegelbahn in hiesigem Dorfe erworben.“

Bernhard Hermann Gerhard Lütkemeyer (Vater: Erbpächter aus Lage) wurde am 9.4.1800 geboren. Der Kaufmann heiratet 1842 die 27-jährige Katharina Wilhelmina Verspohl aus Nottuln, ihr Vater war dort Posthalter .

Der Grundstein für das Gebäude wurde schon 1752 gelegt. Der Name „Gaststätte zur Post“ geht auf diese Zeit zurück. Die Preußische Post nutzte das Gebäude als Station für den Pferdekutschen-verkehr.[1]

Das erste Kind des Ehepaares Wilhelm Paul wurde 1878 in Riesenbeck geboren. Bei der Geburt des zweiten Kindes im Jahr 1881 wurde im Riesenbecker Kirchenbuch als Beruf „Gastwirt“ vermerkt. In der Adressliste des Kreises Tecklenburg von 1905 ist er als Postagent und Restaurateur[2] am Marktplatz 9 verzeichnet. Seine Tochter aus 2. Ehe, Elisabeth Anna Paul, heiratet 1912 den Gastwirtssohn Franz Helm aus Rhynern.

In einem Gaststättenverzeichnis von 1929 wird der Gasthof zur Post wie folgt aufgeführt:

Gasthof „Zur Post“ Horstmann (Fernsp. Amt Hörstel 89). Großes Gastzimmer mit Saal für 100 Personen. Parkettscheren-Kegelbahn und Billard. Gartenanlage und Fremdenzimmer.

1933 erwarb der Bäcker und Konditor Bernhard Kerkhoff den Gasthof von Franz Helm. Am 19.04.1934 bekam er die Erlaubnis zum ständigen Betrieb einer Schenkwirtschaft in Haus Dorf 9. Archiv Gemeinde Riesenbeck A189

[1] Historische Daten: Hotel zur Post

[2] Veraltete Definition für jemand der eine Gastwirtschaft betreibt

Quelle: Archiv Gemeinde Riesenbeck A189

Der Gasthof 'Zur Post' um 1917

Foto: Archiv Heimatverein Riesenbeck

Januar 2022
Heimatverein Riesenbeck
Arbeitskreis Ortsgeschichte
Gregor Werthmöller