Festgesellschaft zur Einmauerung der Urkunde am 10.06.1926

Auf der Höhe des Teutoburger Waldes, 116 Meter über dem Meeresspiegel, erfreut sich ein markantes Wahrzeichen von Riesenbeck einer großen Beliebtheit, die „Schöne Aussicht“. Die Plattform ist in der Art einer mittelalterlichen Festung gebaut: große Sandsteinquader und eine Brüstung, die die Zinnen einer alten Festung imitiert. Die Mauern werden zum Tal hin mit großen Sandsteinpfeilern gestützt. Der Aussichtsturm befindet sich auf einem hervorgeschobenen viereckigen turmähnlichen Ansatz.

Von dieser Aussichtsfläche bietet sich ein Ausblick auf Riesenbeck sowie bis tief in das Münsterland hinein. Woher stammt der Name und wie entstand das Bauwerk?

In einer Berichterstattung aus dem Jahre 1926 heißt es: „Als im Jahre 1908 die Deutschamerikanerin Frau Mary Schindler, geb. Oechtering mit ihrem Gatten William zum Besuch in der alten Heimat weilte und der Tag ihrer Rückreise nahte, sagte sie zu ihren Verwandten, mit denen sie im vertrauten Familienkreis weilte: ‚Kinder, noch einmal muss ich vom Berge aus meine liebe Heimat schauen!‘ Als sie dann eine Stunde später an jener Stelle stand, von der aus sie so oft die Heimatfluren geschaut, und die vielen Türme aus der weiten münsterländischen Tiefebene im Glanze der Herbstsonne noch einmal zu ihr herüber grüßten und vom Turme der nahen Pfarrkirche die Angelusglocke ertönte, da wurden ihre Augen feucht und mit tränenerstickter Stimme sprach sie, sich zum Gehen wendend: ‚Lieb Heimatland, ade!‘ Am Abend vor ihrer Abreise ist dann Frau Schindler nochmals zu diesem Flecken gezogen und hat dort ein Schild angebracht mit der Aufschrift ‚Schöne Aussicht‘.“ Diese Bezeichnung ist inzwischen volkstümlich geworden.

Zur damaligen Zeit war das Gelände unterhalb des Aussichtspunktes noch unbewaldet, der karge steinige Boden mit Heidekraut bedeckt. Nur wenige Wacholderbüsche und niedrig wachsende Sträucher wuchsen am Berghang. Deshalb ging der Blick ungehindert auf das Dorf Riesenbeck und in die Weite des Münsterlandes.

Als sich der Heimatverein Riesenbeck im Jahre 1924 bildete, fand auch er an diesem Platz ein großes Interesse. Eine zunächst aufgestellte Ruhebank ließ schon viele Wanderer, die sich an dem herrlichen Panorama erfreuten, Platz nehmen. Weil der Boden des Platzes vom Regen immer mehr abgespült wurde und eine völlige Zerstörung durch die Witterung drohte, gingen Freunde und Gönner des Heimatvereins emsig ans Werk, dieser Zerstörung rechtzeitig zu begegnen und diesen Platz schön und würdig zu gestalten.

In der am 10. Juni 1926 im Turm der „Schönen Aussicht“ eingemauerten Urkunde heißt es unter anderem: „Im Juni des Jahres 1926 wurde von Riesenbecker Heimatfreunden diese Sperrmauer erbaut. Die Anfuhr der Steine und Baumaterialien hatten in anerkennenswerter Weise Landwirte aus den Bauerschaften Lage und Bergeshövede übernommen. Die Steine für die Sperrmauer bis zur Brüstung sind von jungen Riesenbeckern selbst gebrochen und für diesen Zweck geschenkt worden.

Die Urkunde wurde zusammen mit einem Mitgliederverzeichnis des Heimatvereins, den Tageszeitungen „Ibbenbürener Volkszeitung“ und „Westfälischer Merkur“ sowie einigen Andenken aus der engeren Heimat in einem Glasgefäß verstaucht und kunstgerecht versiegelt am 10. Juni 1926 eingemauert. In einer kurzen Ansprache lenkte der stellvertretende Vorsitzende Freiherr Max von Heereman die Blicke der Heimatfreunde auf das herrliche Panorama, das sich vor den Versammelten ausbreitete. Er lobte die emsige Tätigkeit des Vorsitzenden Johannes Oechtering, der die Verschönerung dieses Platzes ins Werk gesetzt hatte.

Schon viele Jahre diskutierte die Riesenbecker Bevölkerung sowie die Vereine über eine fußgängerfreundliche Zuwegung zur „Schönen Aussicht“.

Auf einer Gesamtlänge von 210 Metern beträgt der Höhenunterschied von der Straße „Am Teutohang“ bis zur Plattform der „Schönen Aussicht“ vierzig Meter. Diese Steigung erforderte den Einbau von Treppenstufen, die von freiwilligen Helfern transportiert und eingebaut wurden. 256 niedrige Stufen überwinden die Steigung, so dass auch ältere Personen den Aufstieg wagen können. Dieser Treppenaufgang bildet auch ein Teilstück der traditionellen Karfreitagsprozession.

Das Plateau wurde mit großen Steinplatten angelegt. Nur in der Mitte verblieb eine kleine Fläche für eine Bepflanzung mit niedrigen Gehölzen. Im Zuge der Ausbaumaßnahmen erfolgte die Anlegung eines Parkplatzes am Fuße des Treppenaufganges. Die Arbeiten kamen im Frühjahr 1965 erfolgreich zum Abschluss.

Viele auswärtige Besucher und Wanderer machen Rast auf diesem „Balkon des Münsterlandes“, wie die Aussichtsfläche in den Prospekten nicht zu Unrecht genannt wird. Sie genießen den wunderbaren Rundblick auf die Parklandschaft der münsterländischen Tieflandbucht.

Die „Schöne Aussicht“ nach dem Ausbau am 02. März 1966

Die „Schöne Aussicht“ im Juni 1967

Um die vielen Fragen nach den im weiten Umkreis zu sehenden Orten zu beantworten, brachte der Heimatverein Riesenbeck im Jahre 1987 auf einem mit Sandstein verkleideten Betonsockel eine Orientierungsplatte an.

Diese Wegweiserplatte mit ihren zahlreichen Pfeilen, Kilometer- und Ortsangaben zeigt auf, in welcher Richtung und Entfernung die Gemeinden des Münsterlandes liegen.

Entwurf und Modell dieser Plastik sind vom Heimatfreund Heinz Leugers angefertigt worden.

Nach der Renovierung des Klosters in Gravenhorst 2004 wurde vom Heimatverein der Wanderweg von Riesenbeck nach Gravenhorst mit Stelen und einer Plastik gekennzeichnet. Entwurf und Modell dieser Plastik sind vom Heimatfreund Heinz Leugers angefertigt worden.

Startpunkt ist der Reinhildisbrunnen an der St. Kalixtus Kirche.

Über die Dorfbrücke geht es weiter zur Himmelsleiter Richtung Schönen Aussicht. Endpunkt des Weges ist die Informationstafel am nördlichen Parkplatz des Klostergeländes.

Zu Beginn der Coronazeit 2020 hatte Marion Funke aus Riesenbeck die Idee eine Steinschlange, deren Kopf auf der untersten Stufe zur schönen Aussicht ruhte, entstehen zu lassen.

Recht schnell wurden von vielen kreativen weitere Steine angelegt. Die Steinschlange wuchs und veränderte sich stetig.

Leider wurde der Schlangenkopf entwendet und durch einen roten Drachenkopf ersetzt.

Er sollte die Wünsche und Träume der Kinder die Himmelsleiter hinauftragen.

Die Geschichte nahm eine ganz neue Wendung, da auch der rote Drache auf geheimnisvolle Weise verschwand

So machten sich die Kinder und Familien um Marion Funke auf den Weg, den Diebstahl des roten Drachen aufzuklären. So entstand eine wunderbare erdachte Geschichte die durch verschiedene Rollen zum Leben erweckt wurde.

 

Eine Steinmetzin erschuf aus einem großen schweren Findling einen Drachenkopf. Ein Kunstschmied fertigte das schmiedeeiserne Gestell an. Das Ornament auf dem Buch wurde von einer Goldschmiedin entworfen und kunstvoll geschmiedet.

Marion Funke und Tanja Dierken möchten mit diesem Projekt Kindern die Freude an der Natur und Fantasie anregen. Die Jagd nach dem roten Drachenkopf an der schönen Aussicht, ist aus einem genialen Einfall heraus entstanden der von den beteiligten Kindern und Eltern weitergesponnen wird.

Idee: Das Team von Marion Funke, Bilder vom Drachen

Die Gruppe der bösen Mächte.

Wegen seiner Bedeutung für Riesenbeck wurde die „Schöne Aussicht“ 1999 unter Denkmalschutz gestellt. 

Die „Schöne Aussicht“ ist u.a. zu Fuß über den „Hermannsweg“ sowie von der Info Tafel an der St.Kalixtus Kirche (Zuwegung Waldauenweg) zu erreichen. Info-Tafeln mit Wanderwegen sind am Treppenaufgang vorhanden

Quellen:

Text und Fotos: Archiv Heimatverein Riesenbeck
2022 Aktualisiert vom Arbeitskreis Ortsgeschichte