Technik und Einsatz eines universellen Verkehrsmittels
Vor hundert Jahren waren Feldbahnen allgegenwärtig. Überall, wo Sand, Erde oder Steine bewegt werden mussten, kamen die unverwechselbaren Kipploren zum Einsatz. Auf jeder Baustelle lagen schmalspurige Gleise, meist mit einer Spurweise von 60 Zentimetern.
Im hiesigen Raum kamen Feldbahnen vor allem beim Bau der beiden Kanäle, in den Kalkwerken, der Ziegelei und in den Steinbrüchen zum Einsatz. In jeder Fabrikhalle wurden Loren für den Materialtransport eingesetzt – die meisten Rohstoffe und Produkte waren damit schon gefahren, bevor sie ausgeliefert wurden und in den Handel kamen. In der Landwirtschaft kamen Feldbahnen ebenso zum Einsatz wie im Torfabbau oder in der Forstwirtschaft. Im Bergbau bestand untertage ein riesiges Eisenbahnnetz aus Feldbahnmaterial. Jede Ziegelei und jeder Steinbruch hatten ihren Lorenzug. Beim Autobahnbau waren Feldbahnen genauso unverzichtbar wie bei der Trümmerräumung nach dem Zweiten Weltkrieg. Oft kamen Lokomotiven mit Dampf- oder Dieselantrieb zum Einsatz, meist aber wurde einfach geschoben oder mit Pferden gezogen. Feldbahnen waren bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts eines der wichtigsten Verkehrsmittel der Industrie.
Feldbahnen bestanden aus so einfachen Schienenwegen und Fahrzeugen, dass sie dem jeweiligen Einsatzzweck leicht angepasst werden konnten. In ganz unterschiedlichen Branchen und bei ganz verschiedenen Einsatzzwecken findet man deshalb immer wieder die gleichen Komponenten. Feldbahnen waren damit ein bemerkenswert vielfältiges Transportmittel. Aber sie waren auch ein sehr flexibles Transportmittel, dem veränderten Einsatzzweck entsprechend waren Schienen und Fahrzeuge jederzeit leicht dem Bedarf anzupassen.
Die Ausstellung „Feldbahngeschichten“ will diesem fast vergessenen Verkehrsmittel ein kleines Denkmal setzen. Die Ausstellung will dabei die prinzipiell einfache Technik ebenso zeigen wie die Vielfalt der Einsatzmöglichkeiten. Eine vollständige Bestandaufnahme aller Feldbahnen wird für immer unmöglich bleiben. Gezeigt werden mehrere „Feldbahngeschichten“ aus Westfalen und Lippe. Diese Geschichten versuchen die ganze Bandbreite des Feldbahneinsatzes anzudeuten. Alle wesentlichen Einsatzbereiche werden anhand von aussagekräftigen Beispielen anschaulich gemacht. Ausgewählt und kommentiert wurden die Beispiele vom Technikhistoriker Dr. Burkhard Beyer aus Münster.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Fotografien, an denen die „Feldbahngeschichten“ verdeutlicht werden. Die Bilder stammen aus Archiven und Museen, vor allem aber aus Privatsammlungen. Ein schöner Anlass, in ein fast vergessenes Kapitel der Technikgeschichte einzutauchen.
Die Wanderausstellung des LWL ist im Landmaschinen-Museum Riesenbeck, Im Vogelsang 77, sonntags vom 13. August bis zum 8. Oktober zwischen 14 und 18 Uhr, sowie zusätzlich an jedem Montag vom 14. August bis zum 2. Oktober zwischen 14 und 17 Uhr zu sehen.